Montag, 7. November 2022

Mir fehlen vier Jahre

 Und das war kein Dornröschenschlaf... 

Ich habe vor nicht allzu langer Zeit bei mir selbst ADS diagnostiziert. Ich war so erleichtert. Die Lösung, nein der Grund für so vieles. Für das Entstehen meiner Angststörung zum Beispiel. Eine Erklärung für die 1000 kleinen Dinge in meinem Leben, die es einfach nicht EINFACH laufen ließen. 

So weit so gut. ADS ist in aller Munde, ich möchte daher gar  nicht weiter darauf eingehen.

Jedoch: Durch Zufall las ich gestern einen meiner eigenen Blogartikel aus dem Jahr 2018 (!!)

Und: da stand es drin. Genau das "ich habe ADS" Gefolgt von einer langen Erklärung und Beschreibung meiner persönlichen Situation.

2018! Ich hatte das vergessen

Nun ja, werden jetzt vielleicht einige denken, bei ADS kommt das ja ständig vor. Vergessen, versemmeln, verschludern... aber so etwas? Das mich vier Jahre später einschneidend beschäftigt und von mir selber als "neue Erkenntnis" wahrgenommen wird?

Ziemlich kurz nach meiner ADS Selbstdiagnose warf mir mein Hausarzt das Wort Prädiabetes an meinen Sturkopf. Das war wohl auch etwas SEHR einschneidendes. Lebensveränderndes. Dann wurden innerhalb kurzer Zeit sowohl meine Mutter als auch mein Bruder sehr schwer krank, bei beiden war klar: Es gibt noch eine befristete Zeit auf Erden für sie, eine Heilung ist nicht möglich, nur Linderung. 

Das Jahr 2019 war so voller Ereignisse für mich und meine Familie wie lange kein Jahr zuvor, gute und schöne Erlebnisse, wie auch sehr schreckliche, zum Beispiel der Abschied von Mutter und Bruder... trotzdem war das Jahr noch so vollgepackt mit wichtigen Dingen, dass wir da irgendwie "durch" kamen. 

Und dann kam 2020 und mit ihm kam Corona. Mit seinen Verwirrungen, Lockdowns, Einschränkungen. Mit besonders viel Arbeit im Beruf, gefolgt von besonders wenig, dann wieder viel. Privat war einfach nur noch Chaos, irgendjemand war aus irgendwelchen Gründen immer daheim und hatte zu viel Zeit. Lagerkoller, Paralysierung, Lethargie... es ging einfach immer weiter...

bis 2022, wo mich im Oktober dann letztendlich auch Corona "ereilte". Hach ja, lange hatten wir es ausgehalten und insgeheim doch gehofft OHNE  Infektion durchzukommen. Und dann lese ich diesen Artikel aus 2018. Ich schüttle seitdem immer mal wieder den Kopf. Ich hätte eigentlich schon sehr viel weiter sein können....

Etwas positives hat die Sache aber natürlich auch. Vor vier Jahren dachte ich noch, ich könnte mir dahingehend das Leben "erleichtern", mit Disziplin, mit Schritten hin zur Ordnung. Aufräumen wollte ich, und ausmisten. Und was weiß ich was nicht noch alles :)

In der Zwischenzeit sind zwei erwachsene Kinder aus unserem Haus ausgezogen, der Platz wurde wieder mehr für uns (das Chaos weniger, aber es ist trotzdem noch hier)

Und ich habe einen anderen Blick auf die Sache. Ich werde niemals "normal" sein. Meine Wohnung wird niemals sauber und ordentlich sein. Denn: ich WILL das gar nicht. Da rebelliert es nach wie vor in mir. Spießigkeit. Altmodisch sein. Das machen, was alle tun. Mainstream sein. Ein Greuel!

Und ich habe seither auch gelernt, ADS nicht als Krankheit oder bedauernswerten Umstand zu sehen: es ist durchaus auch mit Chancen verbunden, nämlich dann, wenn man darum weiß und seine Zeiten des Hyperfokus sinnvoll nutzen kann :) (So gründete ich in solchen Zeiten mein bis heute laufendes Label, das einiges zum Haushaltsbudget und sehr sehr viel zur persönlichen Wertschätzung mir selbst gegenüber beiträgt, bis heute!) 

Vielleicht habe ich diese vier Jahre auch einfach gebraucht. Aus den Augen aus dem Sinn. Und hätte ich das damals nicht gebloggt und durch Zufall wieder entdeckt: es wäre mir niemals aufgefallen. :D



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Frau Müller... (und DU sagen, bitte ;) ) über 40, drei Kinder, Haus, Mann, Garten und Hund. Und einen Job, denn es reicht ja nie.... Alltäglicher Wahnsinn, Höhen, Tiefen. Rudern gegen die Depression. Leben mit Ängsten, Kampf gegen Übergewicht.

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